JANIK BÜRGIN

JANIK BÜRGIN wurde 1994 in Basel geboren und absolvierte 2017 – 2020 seine Ausbildung zum Fotografen an der Schule für Gestaltung in Zürich. Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit interessierte er sich für den Dialog zwischen Fotografie und Malerei. Ein Spannungsfeld, womit er sich intensiv in seinen frühen Arbeiten: K-S, rainbow bap, monochrome, not monochrome und straws auseinandersetzte und in vier eigenständigen Werkgruppen erforschte.
Die Idee, etwas zu erschaffen, das nur teilweise in der Realität existiert – oder die wahrgenommene Wirklichkeit durch künstlerische Mittel in einen neuen Kontext zu überführen – faszinierte ihn zutiefst. Sein Interesse galt nie der blossen Abbildung, sondern der Verschiebung von Wahrnehmung: Bilder, die zwischen Sichtbarkeit und Vorstellung schweben. Die Auseinandersetzung mit Grenzen begleitet ihn bis heute – sei es in seiner künstlerischen Praxis oder im Philosophieren über universelle Fragestellungen.
Auch in institutionellen Ausstellungen zeigt er nicht nur seine fotografischen Arbeiten, sondern gestaltet den gesamten Ausstellungsraum selbst aktiv mit. Die Wände werden Teil der Arbeit die Grenzen zwischen den Fotografien und der Wand verschwimmen und die Ausstellung wird zu einer begehbaren Installation – ein Erlebnis, das man fühlen muss, um zu verstehen, was die Farben im Raum bewirken. Die Fotografien stellen dabei einzelne Puzzleteile innerhalb eines grösseren Zusammenhangs dar – oder genauer gesagt: Elemente eines umfassenderen Werks, nämlich der Ausstellung selbst. ​
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Obwohl in seinen ersten vier Werkgruppen stets die Transformation des abgebildeten Objekts im Vordergrund stand und die Realität in neue Kontexte überführt wurde, rückten mit der Zeit zunehmend psychologische Themen und existentielle Fragen in den Fokus seines Schaffens. In ihm wuchs eine Sehnsucht nach Tiefe und Bedeutung – jenseits von Schönheit, formaler Ästhetik, „Perfektion“ und Reproduktion.
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Themen wie Vergänglichkeit und Zeit traten mehr und mehr in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Er begann nach einer Ausdrucksform zu suchen, die dieser inneren Entwicklung gerecht wurde. Heute prägen diese Themen sowohl den Inhalt als auch die Atmosphäre seiner Werke – als stille Konstanten im Hintergrund und als offene Fragen im Vordergrund.
In diesem Prozess begann Bürgin, bestehende Arbeiten sowie neue alltägliche fotografische Aufnahmen im Druckprozess zu manipulieren – etwa, indem er sie gezielt mit Druckertinte „flutete“. Der fotografisch festgehaltene Moment löst sich dadurch auf und überführt sich in einen neuen, fluiden, fast malereihaften Zustand. Es entstehen abstrakte Bildräume, in denen der ursprüngliche Referenzpunkt verschwunden ist – vergleichbar mit natürlichen Kreisläufen, in denen das Alte vergeht und im Neuen weiterlebt.
In einer visuell übersättigten Welt, in der wir kaum noch glauben können, was wir sehen oder was uns als Wirklichkeit gezeigt wird, versteht Bürgin seine Arbeit als Versuch, der Entschleunigung und dem Nicht-Wissen Raum zu geben – als stille Gegenform zur permanenten Bilder- und Informationsflut. Denn die Abstraktion, so sehr sie sich der Eindeutigkeit entzieht, lügt nie.
Diese Auseinandersetzung mit dem Fluss des Lebens prägt heute sein gesamtes Schaffen.